POP
CDs
|
NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
Doug Seegers:
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Doug Seegers
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GOING DOWNTOTHERIVER~
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tasse/HM CD
(42’)
Ehemals
Penner
und
Junkie,
mittlerweile
6 2
, gibt hier ein
Straßenmusikant sein spätes Plat-
ten-Debüt. Eingespielt hat Doug
Seegers das mit Bewunderern
(Emmylou Harris) und Cracks (Al
Perkins, Will Kimbrough, Letzterer
auch Produzent). Seine Songs sind
das exakte Gegenteil dessen, was
Buddy Miller in den Liner Notes
Nashvilles „calculated co-written
garbage“ nennt. Song, Stimme und
die ganze Stimmung erinnern bei
„Lonely Drifter’s Cry“ sehr an Gene
Clark. Mit „Pour Me“ und „Memory
Lane“ beschwört Seegers einmal
mehr Erinnerungen an den Schmer-
zensmann Hank Williams.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
The Flaming Lips
WITH A LITTLE HELP FROM MY
FWENDS
Bella Union/Rough Trade CD
(auch als LP)
(51
’)
Mit befreundeten Künstlern wie
Moby oder My Morning Jacket
haben Wayne Coyne & Co. nach
„Dark Side Of The Moon“ nun das
komplette „Sgt Pepper’s“-Album
neu eingespielt. Die Songs wurden
streckenweise gehörig gegen den
Strich gebürstet - als wollten sie
die Fab Four in Sachen Experimen-
tierlust übertreffen. Eine Kopie des
Originals erwartet niemand, und
so liegt in der Spannung zwischen
Originaltreue in den Gesangs- und
Chorlinien und einem unkonventio-
nellen Arrangement der Reiz dieser
Neuinterpretation. Highlight: „A
Day In The Life“ mit einer konge-
nialen Miley Cyrus im Mittelteil.
wz
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Redcap/Rough Trade CD
(auch als LP)
(39’)
Auf „Freedom“ berichtet Tom Fuller
ungeschönt von Erfahrungen, die
er auf den harten Bänken in der
Schule des Lebens gemacht hat.
Seine gescheiterten Beziehungen
und das Gefühl des Verlassenseins
(„Lonely Man“) nehmen breiten
Raum ein, eigene Alkoholproble-
me und den abgerissenen Kontakt
zum einzigen Kind (im Titelstück)
klammert der Mann aus Chicago
ebenfalls nicht aus. Er singt sich
seinen Frust ganz unumwunden
von der Seele und lässt sich dabei
musikalisch von den Großen der
6 0
er- und
7
oer-Jahre anregen. Die
Beatles und Stones standen für den
knackigen Sound hier genauso Pate
wie die Kinks und Badfinger.
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★ ____________
Profund recherchiert
Die Geschichte von Bob Dylans „Basem ent Tapes“
Noch vor den ersten Rolling Stones-
und Beatles-Bootlegs zirkulierten
unter dem Titel „The Great White
Wonder“ und „Little White Wonder“
auf Vinyl Aufnahmen, die Bob Dylan
und die Hawks (so hieß The Band
damals noch) zum eigenen Ergötzen
in Woodstock gemacht hatten. Von
den mehr als
100
, Jahrzehnte später
als „The Genuine Basement Tapes“
auf CD nachgereicht, hatte Manager
Albert Grossman in Auswahl Azetate
fertigen lassen, die er an notorische
Dylan-Fans unter den Kollegen (etwa
Chris Hillman und Roger McGuinn
von den Byrds) schickte und bei ei-
nem Trip nach London an potenzielle
Interpreten dort verteilte.
Dylan-Fan Sid Griffin rekapituliert
in seinem Buch minutiös die Genesis
der Aufnahmen einschließlich der
berühmten Neumann- und Telefun-
ken-Mikrophone, die damals angeb-
lich von Grossmans erfolgreichstem
Folk-Ensemble Peter, Paul & Mary
geliehen worden waren. Sein kurzer
Abriss von Dylans Karriere bis
1966
zu Beginn liest sich spannender als
viele ausufernde Monographien über
dessen steilen Aufstieg zum Idol der
Folk-Szene und zur Rockmusik-Le-
gende mit einer bis dahin beispiello-
sen Trilogie an Meisterwerken.
Bei der Lektüre fragt man sich
noch einmal verblüfft, wieso Dylan
nicht strenger darüber wachte, wer
da alles - beispielsweise Neil Young,
dem Elliott Mazer eine Sicherheits-
kopie mit
29
Songs vermachte! - in
den Besitz der Aufnahmen gelangte,
nachdem Grossman als Verleger auf
die Einnahmen aus Coverversionen
spekulierte. Das waren keine Pro-
ben, bei denen man im Laufe der
zehn Monate konzentriert zur Sache
gegangen wäre, sondern informelle
Sessions in entspannter Atmosphä-
re. Weshalb Dylan strikt ablehnte,
diese Songs professionell produziert
zu veröffentlichen. Einmal in The
Band umbenannt, machten das we-
nig später seine Begleiter mit Klassi-
kern wie „Tears Of Rage“ und „I Shall
Be Released“. Ein Drittel des Buches
Sid Griffin: Million Dollar Bash
(Edition Olms), 336 Seiten, 19,99 Euro
widmet Griffin der Analyse aller ihm
bis dahin zugänglichen Aufnahmen.
Überaus nachsichtig kommentiert
er zum Schluss die Tatsache, dass
Robbie Robertson
1975
in die erste
offizielle Doppel-LP mit „Basement
Tapes“ drei neue Aufnahmen von The
Band einschmuggelte. Al Kooper be-
trachtet das ganze Material, bei dem
permanent Bänder mitliefen, nach
wie vor als Demos - wie die frühen
für Witmark, die auch als Vorlagen
für andere Interpreten dienten.
Dass man nach so profunder Re-
cherche und gründlichem Studium
Griffin und nicht Greil Marcus mit
den Liner Notes für die neue Edition
als Folge
11
der Bootleg Series beauf-
tragte, war wohl selbstverständlich
(siehe Rezension im Oldies-Teil).
Franz Schöler
Sasha
THE ONE
Columbia/Sony CD
(41
')
Ursprünglich hatte Sasha geplant,
wieder unter seinem Rockabilly-Al-
ter-Ego „Dick Brave“ in Erscheinung
zu treten. Aber statt Rockabilly kam
auf diesem sechsten Studioalbum -
dem ersten seit
2009
- verschwitzter
Funk, Soul und Reggae heraus: in
dieser Ausprägung eine neue Spiel-
art für Sasha. Trotz seiner hörbaren
Liebe für Prince & Co. klingen der
vorsichtige Sprechgesang und seine
dezenten Rap-Versuche manchmal
etwas aufgesetzt, zu gewollt cool.
Dennoch: Der Wahl-Hamburger ist
ein großartiger Sänger und Perfor-
mer, der besonders in den Love-
songs punkten kann - wie etwa im
Schmacht-Duett „Silver Linings“
zusammen mit Sängerin Lynne.
pb
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
Diverse Musiker
( V
THE NEW BASEMENT TAPES:
LOST ON THE RIVER - DELUXE
Capitol CD
(auch als LP
erhältlich)
(74’)
Maestro Dylan mochte
40
während
der „Basement Tapes“-Sessions
1 9 6 7
hingeworfene
Songtexte
nie selber fertig komponieren.
Was jetzt die von T Bone Burnett
ausgewählten Kollegen, mit der
„Vertonung“ beauftragt, aus den-
selben - musikalisch möglichst
(kon)genial Dylan „nachempfun-
den“ - machten, reicht von leicht
kurios (Elvis Costello) bis ganz ori-
ginell (Jim James, Marcus Mumford)
und durchaus kreativ (Rhiannon
Giddens). Aber letztlich ist dieses
Album doch mehr Forschungsob-
jekt für Dylanologen denn das ganz
große musikalische Vergnügen.
F. Sch.
MUSIK -
KLANG ★ ★ ★
124 STEREO 2/2015
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
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